Verletzungen & Demosanis
Dieser Text ist aus einer „alten“ Broschüre eingearbeitet und sollte noch überarbeitet werden! Wenn du Lust darauf hast, dann
melde dich doch bei uns
Hier findest du:
Rettung rufen
Vermeide schon am Tag vor der Aktion Alkohol und andere Drogen. Gehe früh schlafen, auch wenn Du vielleicht vor großen Aktionen das Gefühl hast, noch das eine oder andere recherchieren zu wollen oder einfach nur voller Erwartung bist und nicht müde wirst. Denke daran, dass Du Deinen Protest fit und ausgeschlafen weit besser auf die Strasse bringen kannst und dabei länger durchhalten und mehr Spass haben wirst.
Als Demogänger_in kannst Du jederzeit in die Situation kommen, Erste Hilfe leisten zu müssen – aber keine Panik! Lass Verletzte nie allein. Wenn möglich, bilde mit Anderen einen Kreis um sie und bringt sie gemeinsam – wenn es die Verletzung zulässt – aus der Gefahrenzone. Achte bei allem was Du tust darauf, Dich nicht zu überschätzen.
Hole Hilfe, wenn eine Situation Dein Können übersteigt. Das können organisierte Sanis sein, die Du auf vielen Demos findest (laut rufen!), im Zweifelsfall aber auch der Rettungsdienst.
Rettungswagen kannst Du in Österreich überall unter der Telefonnummer 144 bestellen (Achtung: Der europaweite Notruf 112 kommt in Österreich direkt bei der Polizei an).
Verlange bei einem Abtransport durch die Rettung, dass eine Vertrauensperson mitfährt (die sich mit der Rechtshilfe in Verbindung setzt). Außerdem ist es sinnvoll ein ärztliches Attest über den Zustand der Verletzten zu verlangen.
Achtung: Das Krankenhaus muss jede Verletzung, die euch zugefügt wurde, anzeigen. Wenn du oder eine andere Person als sagt, die Verletzung wurde durch die Polizei zugefügt, führt das zu einer Anzeige gegen die Polizei. Die wird jedoch mit einer Gegenanzeige reagieren.
Wenn du im Krankenhaus bist (ob als Verletzte, oder als Vertrauensperson) ist es am Besten im Krankenhaus “Fremdverschulden von Unbekannt” anzugeben und nur Deails zu erzählen, die für eine Diagnose wichtig sind. Später kannst du immer noch in Ruhe und nach Beratung mit der Rechtshilfe oder Anwält_in überlegen ob du Anzeige gegen die Polizei erstattet, eine UVS-Beschwerde macht oder das Ganze zum Einschlafen bringen willst.
Wenn du in Polizeigewahrsam verletzt wurdest: Mit dem Taxi oder Rettung direkt von der Polizei ins Krankenhaus fahren. Lasst euch von dem/der FahrerIn eine Bestättigung über Weg und Fahrtzeit geben, um gegebenenfalls später belegen zu können, dass du dich nicht selbst nach der Freilassung verletzt habt. Eine Ärtz_in eures Vertrauens wäre optimal. Wenn du die Möglichkeit dazu hast: Mach Fotos von deinen Verletzungen.
Erste Hilfe leisten
Blut hinterlässt immer grossen Eindruck. Viele Leute werden von der roten Signalfarbe geradezu angezogen. Das führt natürlich auch dazu, dass “kleine” Verletzungen eher überschätzt werden. Ihre Versorgung kann meist auch später geschehen. Fast immer aber ist für eine verletzte Person Ruhe und Schutz wichtig. Überlege, wie Du beides in der speziellen Situation erreichen kannst. Du kannst andere Leute bitten,
eine Kette um die_den Verletzte_n zu bilden oder auch gemeinsam die Demo verlassen. Unterschätzt werden manchmal Situationen, in denen kein Blut zu sehen ist. Bauch- oder Brustkorbverletzungen, Atemprobleme, schwere Blutzuckerentgleisungen sind nur ein paar Beispiele. Versuche immer, Dir schnell ein klares Bild zu machen. Gehe dazu immer nach demselben Schema vor:
Reagiert die_der Verletzte auf Ansprache und Berührung?
Atmet sie_er angemessen?
Wie ist ihr_sein Kreislauf?
Kannst Du schwerwiegende Blutungen sehen?
Du solltest die Gegenmaßnahmen bei lebensgefährlichen Störungen kennen und können. Bei allen lebensbedrohenden Zwischenfällen rufe sofort professionelle Hilfe (144)!
Deine persönlich Erste-Hilfe-Ausstattung
Gut und billig soll sie sein! Aber was heißt gut?
Wir werden, mit einer einzigen Ausnahme, bewußt auf Empfehlungen zu Medikamenten verzichten, da hier für die_den
Patient_in und somit auch für die_den Helfer_in erhebliche Gefahren lauern:
Kopfschmerzen nach einem Knüppelhieb behandelt mensch NICHT mit Aspirin…
DEIN Asthmaspray kann bei jemensch ANDEREM lebensbedohliche Herzrhytmusstörungen verursachen….
Keine Betaisodona-Salbe (Jod!) bei Schildrüsenüberfunktion und auch nicht in Kombination mit Octenisept oder Mercuchrom…
und so weiter!
Überlegt Euch gut, ob es z.B. bei Kopfschmerz nicht erst mal besser ist, das Heilpflanzenöl rauszuholen, zu trinken, zu essen oder zu empfehlen sich auszuruhen, anstatt gleich mit Aspirin oder Paracetamol zuzuschlagen.
Für die Behandlung der üblichen Verletzungen auf Demos und Aktionen brauchst Du aber die folgenden Dinge, die praktisch nebenwirkungsfrei und leicht anzuwenden sind:
o Teil 1 (ganz normales Verbandmaterial)
2 Verbandpäckchen (Österreich: Momentverband) “mittel” oder “groß”
2 bis 6 Wundauflagen aus Polypropylenvlies, 10×10 cm (möglichst einzeln, maximal zu zweien verpackt)
1 Verbandtuch aus Polypropylenvlies, 40×60 cm
1 oder 2 elastische Binden 8 cm breit
1 elastische Binde 6 cm breit
1 oder 2 Dreiecktücher
1 aluminiumbedampfte Wärmeschutzfolie (“Rettungsdecke”)
1 Heftpflaster von der Rolle, 2,5 cm breit, 5 m lang
4 Streifen Wundschnellverband 6×10 cm (“Pflaster”)
1 Verbandschere
6 Einmalhandschuhe
Unser Tip: Teilt man den Inhalt eines normalen Kfz.-Verbandkastens “B” (DIN 13164) auf zwei Demo-Verbandsets auf, so hat man ein komplettes Set und ein weiteres, in dem – nimmt man die jeweils als Minimum genannten Mengen als Grundlage – nur noch Verbandschere, Rettungsdecke, Heftpflasterrolle und Einmalhandschuhe fehlen.
o Teil 2 (was außerdem noch sinnvoll ist)
1 OCTENISEPT Wunddesinfektionsspray (50 ml)
1 Päckchen Traubenzucker oder vegane Schokolade (Sorten mit Zartbitter sind meistens OK)
einige kleine Mülltüten
1 oder 2 Päckchen Papiertaschentücher
1 Augenspülflasche 0,5 oder 0,65 l
Kleine Taschenlampe mit Ersatzakkus
Schreibzeug (kleiner Block und Stift)
Faserschreiber (z.B. Edding)
Sterilprodukte tragen lediglich ein Fabrikationsdatum und können bei sorgfältiger Aufbewahrung (Vorsicht bei Nässe!) lange Zeit verwendet werden. Bei den selbstklebenden Wundschnellverbänden und dem Rollenpflaster solltest du von Zeit zu Zeit prüfen, ob nicht die Klebekraft nachgelassen hat: Das passiert, je nach Qualität, ganz von selbst nach einigen Jahren oder auch sehr schnell bei zu warmer Aufbewahrung.
Infos zu den einzelnen Gegenständen
o Die Verbandschere
In den handelsüblichen Verbandkästen finden sich meist sehr schlechte Scheren. Wenn Du eine hast, probiere sie an Mullbinden und verschieden dicken Stoffstücken aus.
Wenn Du LinkshänderIn bist, wirst Du wahrscheinlich eher im Schreibwarenhandel als im Sanitätshaus fündig.
Achte unbedingt darauf, dass die Schere am Ende, wie eben bei Verbandscheren üblich, einen Knauf hat. Damit verringerst Du die Gefahr, dass Dir die Schere als Stichwaffe ausgelegt wird.
o Die Augenspülflasche
Professionelle Augenspülflaschen mit Wannenaufsatz gibt es in verschiedenen Größen, hauptsächlich mit 0,50 oder 0,65 Liter Inhalt. Welche Du wählst, ist eine Gewichts- und Platzfrage. Wir empfehlen die etwas kleinere und damit leichtere Ausführung, weil Du sonst vielleicht Irgendwann keinen Bock mehr hast, das blöde Ding ständig mit Dir herumzuschleppen.
Gegenüber normalen Trinkflaschen oder auch den oftmals anzutreffenden Labor-Spritzflaschen haben “echte” Augenspülflaschen deutliche Vorteile: Aus Trinkflaschen ist nur ein Übergießen des betroffenen Auges von oben möglich – besonders im Winter übel, wenn sich der Patient nicht auf den kalten Boden legen soll und darum das kalte Wasser auf die Klamotten bekommt. Außerdem besteht bei unvorsichtiger Anwendung die Gefahr, auch das andere Auge mit der kontaminierten Spülflüssigkeit zu schädigen, wenngleich bei CS/CN/OC-Einwirkungen ohnehin meist beide Augen betroffen sind. Labor-Spritzflaschen haben eine recht dünne Spitze, die bei Berührung mit dem Auge Verletzungen hervorrufen kann.
Fülle Deine Augenspülflasche vor jeder Aktion neu mit abgekochtem Leitungswasser, dem du pro Liter 9 bis 10 Gramm Kochsalz hinzufügen kannst.
Sauber arbeiten! Infektionen am Auge sind kein Spaß und können Deine ganze Hilfe zunichte machen! Nach der Aktion mußt Du die Flasche leeren und trocknen, damit sich in der Zwischenzeit keine Kulturen im Innern bilden können – das geschieht nämlich verdammt schnell!
o Verschiedene Verbandstoffe
Seit einigen Jahren sind die altbekannten Wundauflagen aus Mull fast vollständig von Vlieskompressen mit glatter Oberfläche abgelöst worden. Diese haben zum einen den Vorteil, Blut und Wundsekret deutlich besser aufzusaugen und zum anderen weniger an der Wunde festzukleben.
Grundsätzlich gilt: Nichtklebende Kompressen zur Wundabdeckung!
o Heftpflaster
Alle kennen das gute, alte braune Leukoplast, das zwar nicht das billigste, aber dafür gut und überall zu haben ist. Wer Allergiker_innen etwas Gutes tun möchte, kann auf das nochmals etwas teurere weiße Leukosilk umsteigen. Normalerweise werden aber alle heute verwendeten Pflasterklebstoffe der hochwertigen Marken von den Patient_innen gut vertragen.
Es ist wichtig, daß das Heftpflaster gut von Hand reißbar ist. Meist wird dies durch lauter kleine Zacken am Rand erreicht. Fehlen diese, mußt du prüfen, ob sich trotzdem ohne Schere Stücke abreissen lassen.
Besonders wenn Du billiges Pflaster z.B. aus dem Autoverbandkasten verwendest, prüfe es alle paar Monate oder am besten vor jeder Aktion auf seine Klebekraft! Hitze macht auch das beste Pflaster fertig.
o Die „Rettungsdecke“
Die mit Aluminium beschichtete, extrem dünne Plastikfolie der Größe 220×160 cm reflektiert etwa 70 – 80% der vom Körper abgegebenen Wärmestrahlung und konserviert so die Körpertemperatur des Patienten. Sie bietet aber keinen Schutz gegen Wärmeleitung, ist also nicht als Liegematte geeignet – hier mußt Du, wenn der Patient länger auf kaltem Boden liegen muß, Jacken, Wolldecken, Isomatten oder ein großes, dickes Stück Karton besorgen. Zu empfehlen sind Rettungsdecken mit einer goldfarbenen Außenseite, da sie vor allem im Winter in der Natur auffälliger wirken als ein silberweißer Lichtreflex.
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