Auf keinen Fall planlos filmen/fotografieren!
Aufnahmen zu machen, einfach nur weil „was Spannendes“ passiert ist auch potentiell gefährlich für andere. Es sollte einen GUTEN Grund geben, Fotos/Videos auf der Aktion zu machen. Es ist sinnvoll, sich darüber auszutauschen, ob fotografieren aktuell Sinn macht.
Die Behörden sammeln Gesichter von Aktivist:innen, um sie zu identifizieren, Verbindungen zwischen Demonstrant:innen herzustellen oder kriminelle und terroristische Organisationen zu konstruieren. Und auch Neonazis, FPÖ, Abtreibungsgegner:innen und ähnliche haben Interesse an Bildern ihrer Gegner:innen, also von uns, zum Beispiel, für Aufrufe zur Kriminalisierung oder zur Gewalt gegen Linke, Antifaschist:innen, Feministinnen*, …
Wenn das Erstellen und Verbreiten von Bildmaterial gut überdacht wird, kann es Teil einer sinnvollen Medienarbeit sein und zu einer emanzipatorischen Gegen-Öffentlichkeit beitragen und manchmal als entlastendes Beweismittel dienen.
Social Media erlaubt es rasch Information über Geschehnisse auf Demonstrationen nach außen zu bringen, um das Meinungsklima über die Proteste zu beeinflussen oder um solidarische Personen zu mobilisieren oder auch um innerhalb der Demonstration zu kommunizieren. Bitte bedenke aber, dass alle diese Meldungen nicht intern bleiben. Überlege, was du wie weitergibst. Für die Weitergabe geheimer Treffpunkte eignen sich diese Medien nicht.
Wenn du Informationen über solche Kanäle bekommst, versuche die Vertrauenswürdigkeit deiner Quelle einzuschätzen. Gerade bei Großdemonstrationen kommt es immer wieder zu Falschinformationen, die lanciert werden, um Verwirrung zu stiften.
Wenn du wichtige gesicherte Informationen erhalten hast, gib sie auch an andere Demonstrant:innen weiter. Kommunikation funktioniert auch mündlich, ohne Smartphone, bisweilen sogar schneller und verlässlicher.
Berichterstattung, Kommentare, Nacherzählungen sind ein wichtiger Bestandteil von Protesten und Aktionen. Sie bieten die Möglichkeit – unabhängig von Mainstream-Medien und APA-Meldungen – Gegenöffentlichkeit herzustellen, und für kommende Aktionen auch Reflexionsprozesse unterstützt. Wie bei anderen Medienformaten gilt es aber auch hier mitzudenken: Repressionsbehörden lesen mit! Veröffentlicht keine Namen von Personen. So wie Fotos können natürlich auch Namen in Berichten unangenehme Folgen für die Betroffenen haben. Stellt keine wilden Spekulationen an, streut keine Gerüchte, sondern, wenn sie unbedingt sein müssen, kennzeichnet diese klar als solche, veröffentlicht keine Interna! Achtet auch auf eure eigene Sicherheit und veröffentlicht im Zweifelsfall die Berichte anonym.